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Rahul Nelson im Interview mit Textil-Agent Joachim Ney

Rahul Nelson (RN), langjähriger Chefredakteur des Fachmagazins „tischtennis“, selber Spieler und Szene Kenner im Gespräch mit Joachim Ney (JN), Inhaber einer Textil-Agentur und seit über 20 Jahren Produktentwickler im Hause DONIC.
Er hat die Sparte Bekleidung bei dem deutschen Traditionsunternehmen von Anfang an mit aufgebaut.

 

Die Anfänge

Rahul Nelson (RN): In mehr als 20 Jahren haben Sie in Sachen modischer Entwicklung sicher eine Menge gesehen.
Joachim Ney (JN): Ja, allerdings. In den achtziger Jahren durfte ja noch kein Design im eigentlich Sinne an der Bekleidung sein. Da gab es die klassischen unifarbenen Piqué Polos, in denen die meisten gespielt haben – daher kommt ja Tischtennis. Es gab für Tischtennis erst sehr spät die Möglichkeit, dass man Farben, Designs, Prints etc. entwickeln konnte.

RN: Tatsächlich? War es bis dahin vom Regelwerk her verboten?
JN: Genau, das war von der ITTF verboten. Man durfte nur unifarbene Bekleidung spielen, es war auch kein Weiß erlaubt.

 

Hand aufs Herz:

RN: Tischtennisspieler stehen nicht im Ruf, die modischen Trendsetter der Sportwelt zu sein. Woran liegt das eigentlich?
JN: Tischtennis ist eine klassische Teamsportart, bei der immer für eine Mannschaft eingekauft wird, wobei natürlich Kompromisse gemacht werden müssen. Zum Teil liegt es auch daran, dass Mannschafts- oder Vereins-Entscheider einkaufen, die einen etwas klassischeren Geschmack haben.


Wie neue Kollektionen entstehen

RN: Wie gehen Sie angesichts dessen vor, wenn Sie eine neue Kollektion entwickeln?
JN: Natürlich versucht man, die klassische Vereins-Klientel anzusprechen, aber wenn sich alle nur daran orientieren, was der Kunde genau möchte, dann sieht irgendwann alles gleich aus. Wir versuchen immer noch eine Linie zu produzieren, die nichts mit dem klassischen Vereins-Design zu tun hat – und wir haben auch eine Kundschaft, die das honoriert.
RN: Welche Farben bietet denn die neue Kollektion?
JN: Da ist viel blau, viel schwarz, dazu mit fluo gelb, was sich als Kontrastfarbe durchzieht.

 

Baumwolle oder Kunstfaser?

RN: In vielen Vereinen wird gestritten, aus welchem Material die Trikots bestehen sollten: DONIC bietet ja beide Optionen an, das dürfte für viele Vereine ein Kaufkriterium sein. Ist es richtig, dass vor allem die Älteren Baumwolle bevorzugen?
JN: Ja, das trennt sich klar in die Lager Schüler/Jugendliche und ältere Erwachsene. Die ältere Generation, zu der ich mittlerweile auch gehöre, ist daran gewöhnt, in Baumwolle zu spielen. Baumwolle ist eine warme Faser, das heißt, wenn man das Material auf der Haut trägt, dann hat man erst mal auch ein wärmendes Gefühl. Tischtennis wird hauptsächlich in der kalten Jahreszeit gespielt; die Wettkampfsaison geht von Herbst bis Frühjahr, und die meisten trainieren auch in dieser Zeit. Deshalb ist für meinen Geschmack die Baumwolle die auf der Haut angenehmere Faser. So geht es vielen älteren Spielern. Die jüngeren Spieler hingegen sind mit Funktionsfasern groß geworden und daran gewöhnt.
RN: Was macht DONIC so besonders?
JN: Auch für den Anfänger wird Tischtennis schnell zu einem komplexen Sport, mit vielen Besonderheiten. Spezialisierte Tischtennis-Ausrüster wie DONIC können die geeigneten Produkte liefern. Unser Team in der Produktentwicklung und im Vertrieb besteht ausschließlich aus ehemaligen und aktiven Tischtennisspielern, so dass wir Ihnen eine Expertise aus erster Hand garantieren können. Dazu gehört natürlich auch, dass unser Inhaber Frank Schreiner, in den 80er-Jahren selbst Spieler der 2. Bundesliga, nach wie vor alle Produkte persönlich testet und mit seinem Team intensiv prüft, bevor sie in die Produktion gehen. In unserer Zentrale in Völklingen arbeiten derzeit knapp 30 Angestellte, die für Verwaltung, Produktentwicklung, Vertrieb, Versand und Marketing verantwortlich sind. Hinzu kommen Produktionsstandorte in vielen Ländern der Welt und ein internationales Vertriebsnetz rund um den Globus.

 

Das Plus für Funktionsmaterialien?

RN: Und Funktionsmaterialien transportieren tatsächlich den Schweiß besser ab, bieten also in diesem Punkt einen Vorteil?
JN: Genau. Auch Baumwolle absorbiert Schweiß, aber in etwas geringerem Maße, und er bleibt eher in der Faser hängen und wird nicht so nach außen geleitet. Der Schweiß verdunstet, aber das geht mit Funktionsmaterialien schneller. Das ist für Jüngere, die daran gewöhnt sind, angenehmer.
RN: Wie viel Baumwoll-Trikots werden denn heutzutage noch verkauft?
JN: Mittlerweile sind die meisten verkauften Trikots aus Funktionsmaterialien. Deshalb hat auch DONIC seit mittlerweile zwei Jahren nur noch eine Linie im Programm, die in Baumwolle und Funktionsmaterial angeboten wird. Dieses Jahr ist das die Linie der Clash-Polos – Clashflex ist das gleiche Design in Baumwolle. In dieser Linie gibt es auch ein Funktions-Polo, ein Baumwoll-Polo, ein Funktions-T-Shirt und ein Damen-Shirt – mit dem Gedanken, dass man so den ganzen Verein ausstatten kann und alle wählen können, was für sie interessant ist. Klassisch wäre das: Die Herren-Mannschaften spielen das Polo und können dann wählen zwischen Funktions- und Baumwoll-Materialien, die Jugendlichen und Schüler spielen in der Regel in T-Shirts, weil sie das cooler finden und es für den Verein günstiger ist. Und die Damen haben dann auch die Möglichkeit, ein tailliertes Shirt für sich auszuwählen. Eine Wahlmöglichkeit, die ich für einen Verein wichtig finde.
RN: Also geht der Trend in Richtung Funktionsmaterial?
JN: Ja, eindeutig. Vor 20 Jahren war das komplette Programm nur Baumwolle. Dann fing so langsam die Entwicklung der Funktionsmaterialien an. Die waren natürlich noch nicht so hochwertig und vielleicht nicht so angenehm zu tragen. Da sind wir mit DONIC relativ früh eingestiegen. Gleichzeitig haben wir uns Gedanken gemacht: Wie kann man die Baumwolle attraktiver machen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir als Erste Baumwoll-Elasthan als Grundmaterial für die Polo-Shirts eingeführt haben und der Baumwolle so den elastischen Aspekt gegeben haben, was für mich ein sehr angenehmes Gefühl ist. Man hat weiterhin den wärmenden Effekt der Baumwolle und durch den Elasthan-Anteil gleichzeitig die Bewegung-Funktionalität.
RN: Meist ist das wohl der Abteilungsleiter: männlich, über 40…
JN: Genau, eher älter. Wenn man zum Vergleich Tennis nimmt: muss die Mannschaft nicht einheitlich spielen. Insofern ist im Tennis der Individualgedanke viel größer. Da können Spieler auch modischere oder verrücktere Designs anziehen. Das ist im Tischtennis schwierig, weil immer wieder ein Kompromiss gefunden werden muss. Man muss einen Spagat schaffen. Der ist geprägt durch die Vereinsfarben, zum Beispiel blau-weiß oder grün-gelb. Extreme Farben verkaufen sich in der Regel nicht.
RN: Rot scheint nicht die Lieblingsfarbe der Tischtennisspieler zu sein.
JN: Rot wird auch gekauft, aber oftmals sind es die Schwarz- und Blautöne. Das hängt auch damit zusammen, das Tischtennis ein sehr maskuliner Sport ist, mit einem sehr hohen Herren-Anteil. Und Männer tendieren eher zu dunkleren oder gesetzteren Grundfarben. Das spiegelt sich dann natürlich auch in den Kollektionen wieder. Dieses Jahr haben wir aber auch ein Hellgrau mit drin, was für Tischtennis eine ganz ungewöhnliche Farbe ist.

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